Geöffnet
Eine Qualitätsnorm nach RAL-RG 915 schreibt vor, dass bei gerader Kopfhaltung die parallelen Fixierlinien (Sehachsen) der Augen die Fassungsebene der Brille in den Punkten O durchstoßen muss. Die korrigierenden Brillengläser müssen mit ihrem optischen Mittelpunkt exakt in gleicher Weise mit den Sehachsen beider Augen zusammenfallen. Trifft dies nicht zu, liegt eine Dezentrierung vor, wodurch das Augenpaar prismatische Nebenwirkungen der Gläser zu überwinden hat (Winkelfehlsichtigkeit). Nach den Gütebestimmungen RAL-RG 915 sind geringe Toleranzen gestattet, die aber nach Möglichkeit nicht ausgenutzt werden sollen.
Anhand der oberen Grafik lässt sich nun einfach nachvollziehen, wann die Grenzen für ein bequemes Sehen überschritten werden. Auf der senkrechten Skala sind Dioptrienwerte von 0 bis 20 eingetragen. Nehmen wir einmal den Wert von +3,0 Dioptrien als Beispiel, wie er oft für Nahbrillen verwendet wird. So erkennen wir, dass die zulässigen Abweichungen von der Pupillenmitte des Auges nach außen bei 1,5 mm und nach innen bereits nach 0,75 mm erreicht werden. Für die Praxis bedeutet dies: Finger weg von Fertigbrillen aus dem Supermarkt! Sie können zwar als „Notlösung“ dienen aber ein komfortables Sehen wird sich wahrscheinlich nicht ergeben, weil Ihr persönlicher Augenabstand nicht berücksichtigt wird.
Im rechten und linken Brillenglas müssen die optischen Mittelpunkte in gleicher Höhe auf einer Waagerechten (Horizontalen) liegen. Wird dies nicht genau beachtet, treten prismatische Höhenfehler auf. Auf Abweichungen in der Vertikalen reagieren die Augen am empfindlichsten, sodass hier die zulässigen Abweichungen besonders gering sind.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Einschleifgenauigkeit (Toleranz) des optischen Mittelpunkts in der Höhe.
Gläserstärke in Dpt. | Dpt: | +/- 0,5 | +/- 1,0 | +/- 2,0 | +/- 4,0 | +/- 5,0 | +/- 10,0 |
mm: | 2 | 1 | 0,75 | 0,5 | 0,5 | 0,5 |
Zulässige Höhenabweichung der optischen Mittelpunkte in mm |
Ein Kunde kann auch über prismatische Nebenwirkungen klagen, obwohl die optischen Mittelpunkte beider Gläser genau auf einer Horizontalen liegen. Es kann der Fall vorliegen, dass beide Augen eine verschiedene Höhenlage besitzen.
Ein neues Centering-Werkzeug unterstützt uns bei unserer Arbeit, indem es extrem genaue Messwerte von 0,1 mm Toleranz ermittelt. Manchmal ist es jedoch erforderlich, die Ergebnisse mit unseren praktischen Erfahrungswerten nach zu justieren, damit sich am Ende ein bequemes Sehen entwickeln kann.